Seit Jahren konnte ich immer wieder in den Nahen Osten reisen. Ich erinnere mich mit Freude an die Momente, in denen ich auch mit Angehörigen dieser Pfarrei das Land besuchen durfte, das seit Anfang Oktober eine unvorstellbare Gewalt erfährt. Ich denke an und bete jeden Tag für all die Menschen dort, die mir Nahe stehen, die ich kenne – ich bete für den Frieden in der ganzen Region. Es macht mich betroffen zu sehen, in welche Gewalt Unstimmigkeiten und Territorialansprüche auf dieser Welt ausarten können, wenn gleichzeitig immer wieder von Dialog und internationaler Zusammenarbeit gesprochen wird.
Leider sind solche Entwicklungen nicht nur auf der Bühne der Weltpolitik zu erkennen. Der Graben, der sich zwischen Fordern und Geben auftut, ist auf jeder Ebene der zwischenmenschlichen Beziehung erkennbar.
Diese Tatsache führt uns vor Augen, dass der Mensch auf sich alleine gestellt nicht in der Lage ist, die Geschichte der Welt auf die richtige Bahn zu bringen. Der Mensch ist zu stark von seinen persönlichen Ambitionen und Gerechtigkeitsvorstellungen geprägt. Dabei erleben wir, dass die Zeit – die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft – gleichzeitig durch das Gute und das Böse geprägt ist und geprägt sein wird.
Die Adventszeit ruft uns in Erinnerung, unseren Weg dennoch in Hoffnung zu gehen. Denn unsere eigentliche Zukunft ist Christus, auf den wir warten – der uns seine Gnade schenkt, die es uns ermöglicht, auf den Tag zu warten – auf das Kommen Christi in Wahrheit und Klarheit. Lasst uns gemeinsam für den Frieden und die Gerechtigkeit hier und in der Ferne beten. Möge unsere Gemeinschaft in dieser Adventszeit – in der Zeit der Erwartung Christi – ein Ort des Trostes und der Barmherzigkeit sein.
Ich wünsche allen Pfarreiangehörigen und ihren Familien eine gnaden- und freudenreiche Adventszeit!
Pfarrer Remo Eggenberger