Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern. (Mt 10,27)

 

 

 

 

DSC02130In diesem Jahr fand die Pilgerreise nach Israel in einem kleineren Rahmen statt. Mit 9 Teilnehmern feierten wir in unserer Kapelle eine Messe und nahmen den Reisesegen entgegen. Danach ging es sofort zum Flughafen Zürich, wo wir nach einer kleinen Stärkung mit der Swiss nach Tel Aviv abhoben. Am Ziel angekommen haben uns Louisa und Karl-Heinz Fleckenstein herzlich in Empfang genommen. Unser Chauffeur Abed brachte uns in das erste Hotel nach Jerusalem. Einige von uns durchschritten gleich nach dem Zimmerbezug das Damaskus Tor und erkundeten das arabische Viertel von Jerusalem.

Am nächsten Tag stand Bir Zeit mit Abuna Louis auf dem Programm. Abuna Louis, mit dessen Pfarrei uns eine Gebetsgemeinschaft verbindet, war auch schon zu Gast bei uns in Regensdorf. Nachdem wir Interessantes über die Entstehung und das Wirken der Pfarrei erfahren durften, konnte ihm Herr Pfarrer Eggenberger die Spenden der letzten beiden Jahre überreichen USD 11‘777.00, die in unserer Pfarrei gesammelt wurden. Ein herzliches Dankeschön an alle Spender!
DSC01981Es war eindrücklich, einmal live dabei zu sein, wenn die Spendengelder an ihrem Zielort vollumfänglich ankommen. Da hier die Christen keine grossen Zukunftsperspektiven haben und in allen Handlungen eingeschränkt werden, existiert ein grosser Exodus der Jugendlichen aus dem Heiligen Land.
Die Messe wurde in arabischer Sprache gefeiert. Das hielt uns trotzdem nicht ab, fleissig mitzusingen. Die Pfarrei lud uns zu einem feinen Essen ein, im Anschluss besuchten wir den Jakobsbrunnen in Samaria. Als Reisende im Heiligen Land wurden wir immer wieder angehalten: an den Mauern rund um Jerusalem und an den Checkpoints. Militär wohin das Auge schaut. Das ist eindrücklich und ein einschneidendes Erlebnis.

DSC02104Unsere Pilgerreise führte uns weiter durchs Kidrontal zum Ölberg. Es war ein Tag voller Highlights: Himmelfahrtskirche, Vaterunser Kirche und Dominus Flevit. Die Kuppel dieser kleinen Kirche ist in Form einer Träne gebaut, in Erinnerung an die Trauer um Jerusalem. Wir kamen zum Garten Gethsemane und weiter zur Grabeskirche der Jungfrau Maria. Auch der Zionsberg und der Abendmahlssaal durften nicht fehlen. Dabei lasen wir immer wieder die passenden Bibelstellen, um uns die einzelnen Geschehnisse um Jesus in Erinnerung zu rufen.

Am vierten Tag beschritten wir die wohl dunkelsten Stunden im Leben von Jesus. Auf der Via Dolorosa, dem Kreuzweg, ging es bis zur Begräbnis- und Auferstehungsstätte, die wahrscheinlich bedeutungsreichste Pilgerstätte der Christenheit. Hier feierten wir, nach dem Besuch am Grabe Christi, in einer Seitenkapelle die Heilige Messe.
Nachdem wir uns mit dem Tod und der Auferstehung befasst hatten, ging die Fahrt weiter nach Bethlehem zur Geburtsstätte Jesu. Hier wurde uns ein köstliches Weihnachtsessen serviert. Wir besuchten die Hirtenfelder mit der Franziskanerkapelle, die den Heiligen Engeln geweiht ist.

Der nächste Morgen begann um 6 Uhr mit der Feier der Heiligen Messe in der Geburtskirche. Als nächster Programmpunkt stand die Wüste mit Blick auf den Berg der Versuchung an. Bei hohen Temperaturen und toller Aussicht auf die Weite der Wüste durften wir die Messe feiern und uns Gedanken darüber machen, was denn unsere Versuchungen im Leben sind. Ein sehr eindrückliches und bleibendes Erlebnis.
Unterwegs nach Jericho erreichten wir die Höhe des Meeresspiegels, sprachen unsere Tauferneuerung am Jordan, nahmen ein Bad im Toten Meer und besuchten die Ausgrabungsstätte Tel El Sultan.

DSC03349Ein neuer Tag begann mit der täglichen Laudes und einem wunderschönen Blick über den See Genezareth. Nach dem Frühstück fuhren wir auf den Berg der Seligpreisung. Angeregt durch die Heilige Messe war es an der Zeit einmal über den eigenen Glauben nachzudenken.
In Banias gründete der Sohn von Herodes die Stadt Caesarea Philippi, in der Jesus seine Jünger gefragt hatte: „Was denken die Leute wer ich bin?“ Diese Frage galt auch uns: „Wer ist Jesus für mich? Welche Bedeutung, welchen Stellenwert wollen und können wir ihm geben?“ Auf dem Rückweg besuchten wir die „Pufferzone“ zwischen Israel und Syrien. Diese befindet sich auf den Golanhöhen und wird von Soldaten der UN-Friedenstruppen überwacht. Hier, wo Syrien in Sichtweite ist, wurde uns schon sehr mulmig. Unsere Gedanken waren bei allen Menschen, die in diesem Kriegsgebiet leben müssen und nicht einfach weg können. Für sie beteten wir um den Frieden. Unser Gebet galt auch allen, die sich immer wieder um Friedensgespräche bemühen. Das Mittagessen nahmen wir am Birket Ram ein, einem Kratersee, dessen Entstehung noch immer Rätsel aufgibt.

Der sechste Tag begann mit der Fahrt nach Nazareth, wo wir in der Verkündigungsbasilika einen Rosenkranz beteten. Hier erfuhr Maria vom Erzengel Gabriel, dass sie ein Kind empfangen wird. Auch der Heilige Josef soll nicht zu kurz kommen. Gleich nebenan ist ihm eine Kirche geweiht, in dem die Überreste seines Wohnhauses zu sehen sind.
Mittagessen gab es bei der Gemeinschaft Mondo X auf dem Berg Tabor. Auf diesem Berg steht die Verklärungsbasilika. Sie erinnert daran, dass Jesus seinen Jüngern in seiner göttlichen Gestalt erschienen ist. Da wir in der Gegend von Tiberias immer um die 40 Grad haben, genossen wir am Abend eine Abkühlung im Pool.

DSC03381Am zweitletzten Tag feierten wir morgens um 8 Uhr die Heilige Messe in der Primatskapelle, auch als „Mensa Christi“ („Tisch Christi“) bekannt, im östlichen Teil des Pilgerortes Tabgha. An diesem Ort hielt der Auferstandene mit seinen Jüngern ein Mahl ab. Dabei bevollmächtigte er Petrus und seine Nachfolger mit einem dreifach gesprochenen „Weide meine Lämmer“ mit dem Primat. Ebenso soll hier die wundersame Brotvermehrung stattgefunden haben. Danach durften wir mit Daniel auf einem nachgebauten Fischerboot auf den See Genezareth hinaus fahren. Dort zeigte er uns, wie die Fischernetze korrekt ausgeworfen werden.
Am Nachmittag besuchten wir die Stadt Kafarnaum, auch die Stadt Jesu genannt. Jesus verbrachte in dieser Gegend viele Jahre seines Wirkens. Ausklingen liessen wir diesen Tag in Magdala, wo auch die neue Maria-Magdalena-Kirche steht.

Die letzte Messe dieser Pilgerreise feierten wir auf dem Berg Karmel, der eng mit dem Propheten Elias verbunden ist. Am Flughafen Ben Gurion, wo unsere Reise begann, endete sie auch wieder. Unterwegs auf den Spuren Jesu dürfen wir auf eine intensive Reise zurückblicken: mit vielen spirituellen Erfahrungen, jede Menge historischem Wissen und vielen schönen Stunden in der Gemeinschaft Christi.


DSC02165Nun hiess es Abschied nehmen: von Abed, unserem fahrenden Engel, von Louisa und Karl-Heinz, die uns mit viel Wissen und noch mehr Herz durch diese Zeit begleitet haben. Aber auch von einem wunderschönen, eindrucksvollen sowie mysteriösen Land mit grosser Sehnsucht nach Frieden.

Esther Reichlin, Linda von Arx