Hl Jahr LOGO Web 300Vom 8. Dezember 2015 (50 Jahre Abschluss des II. Vatikanischen Konzils) bis zum 20. November 2016 (Christkönigssonntag) ist von Papst Franziskus das «Jahr der Barmherzigkeit» ausgerufen worden. «Es soll eine Zeit der Gnade für die Kirche sein und helfen, das Zeugnis der Gläubigen stärker und wirkungsvoller zu machen.» (Verkündigungsbulle Misericordiae Vultus)

Barmherzigkeit ist in diesem Sinne von zwei Seiten zu verstehen: Einerseits soll uns klar werden, dass Gottt der barmherzige Vater ist , der es gut mit uns meint. Papst Franziskus drückte dies in seiner Predigt anlässlich der Eröffnung der Heiligen Pforte in San Giovanni in Lateran folgendermassen aus: «Es beginnt die Zeit der großen Vergebung, das Heilige Jahr der Barmherzigkeit. Es ist der Augenblick, die Anwesenheit Gottes und seine väterliche Zärtlichkeit neu zu entdecken.»

In diesem Sinne ist auch das Logo zum Jahr der Barmherzigkeit gestaltet. Designer ist der Jesuitenpater Marko I. Rupnik. Das Logo zeigt den Sohn, der sich den verlorenen Menschen auf die Schultern lädt. Umschrieben ist die Mandorla von einem Satz aus dem Lukasevangelium: «Barmherzig wie der Vater» (Lk 6,36) – das Motto des Barmherzigkeitjahrs. Interesante Hintergründe zur Entstehung und Bedeutung des Logos gibt es im italienischsprchigen Film ganz unten.

Andererseits sind auch wir gefordert, «Instrument der Barmherzigkeit zu sein». Barmherzigkeit hat durchaus etwas mit Mitleid zu tun, geht aber weit darüber hinaus. Walter Kasper betont in einem Interview mit der ZEIT: «Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit gibt es nicht. Aber Barmherzigkeit geht über Gerechtigkeit hinaus, indem sie auf die Person schaut und ihr immer wieder eine Chance gibt. Das ist entscheidend. Gott verdammt den umkehrwilligen Menschen nicht, auch nicht, wenn er große Fehler begeht.»

Nach christlichem Verständnis gibt es sieben leibliche und sieben geistliche Werke der Barmherzigkeit (vgl. Katechismus der katholischen Kirche, KKK 2447). Die sieben leiblichen sind:

  1. Hungrigen zu essen geben
  2. Durstigen zu trinken geben
  3. Obdachlose aufnehmen
  4. Nackte bekleiden
  5. Kranke pflegen
  6. Gefangene besuchen
  7. Tote begraben

Die sieben geistlichen Werke:

  1. Unwissende lehren
  2. Zweifelnde beraten
  3. Trauernde trösten
  4. Sünder zurechtweisen
  5. Beleidigern gern verzeihen
  6. Lästige geduldig ertragen
  7. für die Lebenden und Verstorbenen beten

Die genauen Programmpunkte des Heiligen Jahrs:

  • 8. Dezember 2015: Eröffnung des Jahres durch den Papst im Petersdom
  • 25. Januar 2016: Öffnung der Heiligen Pforte in Sankt Paul vor den Mauern in Rom
  • 19.–21. Januar 2016: Wallfahrt nach Rom und in den Ortskirchen
  • 3. April 2016: Tag der Bewegungen, Vereinigungen, Ordensgemeinschaften
  • 24. April 2016: Tag der Jugendpastoral für 13–16-Jährige
  • 29. Mai 2016: Tag der Diakone
  • 12. Juni 2016: Tag der Kranken und Menschen mit Behinderung
  • 3. Juli 2016: Tag der Priester
  • 26.–31. Juli 2016: Weltjugendtag in Krakau
  • 4. September 2016: Tag der karitativen Dienste
  • 25. September 2016: Tag der Katechetinnen und Katecheten
  • 9. Oktober 2016: Tag der marianischen Spiritualität und «Mutter der Barmherzigkeit»

Was an diesem Heiligen Jahr so besonders ist, ist die Tatsache, dass es weniger Rom-zentriert ist als die bisherigen. So werden nicht nur in Rom so genannte «Heilige Pforten» geöffnet, sondern in jedem katholischen Bistum weltweit. Ein Durchschreiten dieser «Pforten der Barmherzigkeit» kann unter folgenden Bedingungen zu einem Ablass führen (Schreiben des Papstes vom 1. September 2015): «Um den Ablass zu leben und zu erlangen, sind die Gläubigen aufgerufen, als Zeichen der tiefen Sehnsucht nach wahrer Umkehr einen kurzen Pilgergang zur Heiligen Pforte zurückzulegen, die in jeder Kathedrale oder vom Diözesanbischof bestimmten Kirche und in den vier päpstlichen Basiliken in Rom geöffnet wird. Ebenso lege ich fest, dass der Ablass auch erlangt werden kann in den Wallfahrtskirchen, wo die Pforte der Barmherzigkeit geöffnet wurde, sowie in den traditionell als Jubiläumskirchen ausgewiesenen Gotteshäusern. Es ist wichtig, dass dieser Moment vor allem mit dem Sakrament der Versöhnung und der Feier der heiligen Eucharistie einschließlich einer Reflexion über die Barmherzigkeit verbunden ist. Es wird nötig sein, dass diese Feiern das Glaubensbekenntnis ebenso umfassen wie das Gebet für mich und für die Anliegen, die mir am Herzen liegen zum Wohl der Kirche und der ganzen Welt.»

Pforten der Barmherzigkeit in der Schweiz:

  • Eingangsportal Kathedrale Chur
  • Kathedrale St. Gallen
  • Hauptpforte der St.-Ursen-Kathedrale in Solothurn
  • Pforte vor dem Haupteingang der Klosterkirche Einsiedeln
  • Pforte in der Kathedrale von Freiburg + sieben weitere Heilige Pforten im Bistum Freiburg-Lausanne-Genf
  • Pforte bei der Madonna delle Grazie in Bellinzona
  • Pforte bei der Basilika Sacro Cuore in Lugano
  • Pforte im Kloster Saint-Maurice

Websites zum Jahr der Barmherzigkeit:

Gebet von Papst Franziskus zum Jahr der Barmherzigkeit:

Herr Jesus Christus,
du hast uns gelehrt, barmherzig zu sein wie der himmlische Vater,
und uns gesagt, wer dich sieht, sieht ihn.
Zeig uns dein Angesicht, und wir werden Heil finden.

Dein liebender Blick
befreite Zachäus und Matthäus aus der Sklaverei des Geldes;
erlöste die Ehebrecherin und Maria Magdalena davon,
das Glück nur in einem Geschöpf zu suchen;
ließ Petrus nach seinem Verrat weinen
und sicherte dem reumütigen Schächer das Paradies zu.
Lass uns dein Wort an die Samariterin so hören,
als sei es an uns persönlich gerichtet:
„Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht!“

Du bist das sichtbare Antlitz des unsichtbaren Vaters
und offenbarst uns den Gott, der seine Allmacht vor allem
in der Vergebung und in der Barmherzigkeit zeigt.
Mache die Kirche in der Welt zu deinem sichtbaren Antlitz,
dem Angesicht ihres auferstandenen und verherrlichten Herrn.

Du wolltest, dass deine Diener selbst der Schwachheit unterworfen sind,
damit sie Mitleid verspüren mit denen, die in Unwissenheit und Irrtum leben.
Schenke allen, die sich an sie wenden,
die Erfahrung, von Gott erwartet und geliebt zu sein
und bei ihm Vergebung zu finden.

Sende aus deinen Geist und schenke uns allen seine Salbung,
damit das Jubiläum der Barmherzigkeit ein Gnadenjahr des Herrn werde
und deine Kirche mit neuer Begeisterung
den Armen die Frohe Botschaft bringe,
den Gefangenen und Unterdrückten die Freiheit verkünde
und den Blinden die Augen öffne.

So bitten wir dich,
auf die Fürsprache Marias, der Mutter der Barmherzigkeit,
der du mit dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes
lebst und herrschst in alle Ewigkeit.

Amen.

Die wichtigsten Punkte zum Jahr der Barmherzigkeit wunderbar zusammengefasst hat das Erzbistum Freiburg mit folgendem Film:

Und hier noch ein wunderbarer Film von und mit Jugendlichen aus dem Bistum Passau, die die Werke der Barmherzigkeit ganz plastisch und aktuell darstellen: